Christian

Schon in sehr jungen Jahren wusste ich, dass ich Biologie, Forst- oder Agrarwissenschaften studieren würde. Meine Interessen waren jedoch breit gefächert, und ich hätte auch einen Master in Mikrobiologie oder Zellbiologie machen können. Stattdessen machte ich einen Master in Pflanzenökologie – vielleicht auch aufgrund meiner Leidenschaft für Freizeitaktivitäten in der Natur. Und da viele dieser Aktivitäten in den Alpen stattfanden, reizte es mich irgendwie, meine erste wissenschaftliche Arbeit in den Alpen zu machen. Dies war nicht ohne ein paar zusätzliche Herausforderungen möglich, da es zu dieser Zeit an meiner Heimatuniversität keine Betreuungspersonen für die Arbeit in alpiner Ökologie gab. Nichtsdestotrotz wollte ich die alpin-ökologische Doktorarbeit machen – dann halt ohne Stipendium, aber mit einem begeisterten Team von Betreuenden. Dort lernte ich einige der Zutaten für ein erfolgreiches Projekt kennen… Leidenschaft, Hingabe und ein motiviertes Team.

Das Verständnis alpiner Ökosysteme blieb eine Zeit lang mein Hauptinteresse an der Forschung – alpine Ökosysteme sind einfach prädestiniert, um einige der faszinierendsten Facetten der Pflanzenökologie zu studieren, nämlich die positiven Wechselwirkungen zwischen Pflanzen. In der Tat können sich Pflanzen gegenseitig helfen! Was für ein Paradigmenwechsel nach einem Jahrhundert des „Existenzkampfes“ und des „Überleben des Stärkeren“! Unter sehr widrigen Umständen, ob alpin oder arid, sind solche positiven Wechselwirkungen häufiger und daher leichter zu erkennen und zu untersuchen. Mit der Arbeit in alpiner Ökologie konnte ich eine Menge über positive Interaktionen lernen!

Während dieser Zeit habe ich meine Wurzeln nicht vergessen – aufgewachsen auf einem Familien-betriebenen Bauernhof in der Schweiz – und hie und da habe ich mich gefragt, ob diese spannenden Erkenntnisse aus den Bergen oder der Wüste für die Landwirtschaft relevant sein könnten. Und eines Tages hatte ich mich entschieden, dem mal auf den Grund zu gehen. Ich bin ein glücklicher Mann, dass der Schweizerische Nationalfonds meine damals etwas „unkonventionellen“ und mutigen Ideen zur Erforschung von positiven Interaktionen in Ackerbausystemen unterstützt hat. Und da war ich nun und versuchte, die Vorteile der Vielfalt im Ackerbau durch die Ausnutzung von vorteilhaften Pflanzen-Pflanzen-Interaktionen aufzuzeigen. Und das ist eines unserer Ziele bei der aktuellen Forschung im Aprisco de Las Corchuelas.

Mein Enthusiasmus und mein Engagement für das Projekt Aprisco de Las Corchuelas wird genährt durch die dortige Möglichkeit, langfristige Forschungsprojekte durchzuführen. Andererseits gefällt mir die Idee, gemeinsam mit einer Reihe von Interessengruppen an einem einzigen Standort partizipative Forschung zu betreiben, und das in Sichtdistanz zum Monfragüe Nationalpark. Was mich aber am Projekt Aprisco de Las Corchuelas besonders überzeugt, ist die Kombination all dessen, zusammen mit der Vision, die Elisa und ich von der Welt im Allgemeinen und der Ökologie und Landwirtschaft im Besonderen teilen.

Auch die Ziele des Aprisco de Las Corchuelas und die Forschungsaktivitäten meiner Gruppe der Agrarökologie an der ETH Zürich, d.h. einer der weltweit führenden Universitäten in den Agrar- und Naturwissenschaften, passen hervorragend zusammen. Unsere Forschung umfasst grundlegende Fragen der Ökologie, wie die Koexistenz von Arten und die gemeinsame Rolle der Biodiversität und evolutiver Prozesse für die Funktionsweise von Ökosystemen, Ökosystemdienstleistungen, wie die Nutzung der Biodiversität zur Verbesserung der Funktionsweise von Ackerbausystemen, aber auch von den Interessengruppen angeregte partizipative Forschung in der Agrarökologie. Ich sehe hier ein Gewinnerteam, und wir alle wissen – „Never change a winning team“ (Alf Ramsey).